Keine Trauerstimmung am Journalistinnenkongress 

„Die Printmedien werden überleben“, so die Medienforscherin und Sprecherin Nicole Gonser am 3.11. im Wiener Haus der Industrie, wo der Club Alpha mit hochkarätiger Besetzung und viel jungem Publikum anregende Impulse gab zu  Frauen- und Medienthemen. Passend zum Motto „What’s app, Oma“ greift Mika Bascha, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, das Verhalten der Generationen auf, und wettert –  

obwohl die Älteste in der Plenardiskussion - erfrischend leidenschaftlich gegen die Vermischung von Content Information, sprich journalistisch aufgebrezelter Werbung, mit "echtem" Journalismus. Dieser sei der Wahrheit verpflichtet, hätte einen öffentlichem Auftrag und demokratiererhaltende Funktion. Das Medium, darüber herrscht weitgehend Einigkeit, ist sekundär, wenn auch Onlinetools und Social Media tendenziell zu schnellerem und weniger reflektierten  Schreiben und Lesen verleiten.

Die Frage, die sich stellt, ist: Hat der Staat, oder die öffentliche Presse ein Monolog auf ethisches oder kompetente Berichterstattung und wird die Allparteilichkeit und Objektivität wirklich durchgehalten? Durch die besonderen Zugänge, die Verantwortung und die Exponiertheit, welche die Herren und Damen mit Presseausweis haben, ist ihre Vorbildfunktion, Sonderstellung und gesellschaftspolitische Bedeutung anzuerkennen, wertzuschätzen und zu unterstützen. Demokratiefördernd kann aber auch das subjektive und emotional gefärbte Bloggen, die fachlich hochwertige Produktinformation oder das unterhaltsame und informative Leanbackmagazin sein. Der einzelne, und Gruppierungen sind ermächtigt, shitstorms zu initiieren oder Hilfsaktionen zu starten. Die ÖBB machte primär keine Presseaussendung anlässlich der Flüchtlingskrise, die (größtenteils freiwillige) Helferschar wurde nur über die Social Media lukriert.

Jede Welle, die ich auslöse oder an der ich teilhabe, trägt meine Moleküle in sich. Deshalb ist mir das Löschen von Kommentaren willkommen – Dialog gern, und auf journalistischem Niveau.  

Im Workshop wird’s tatsächlich prickelnd gruselig angesichts der Tools, die mein lippenstiftgetrübtes Wasserglas mit „Contamination“ Untermalung als Lifestream an die WHO in Genf verschicken könnten. „Aber wer soll sich das ansehen“ fragt Daniela Kraus von der JournalistInnenkaderschmiede fjum zurecht. Vieles wird sich von selbst an der Übersättigung des Marktes überleben. Trotzdem: Lisa Stadler, welcher der Standard Heiratsanträge von Whatsapp Usern verdankt, ist engagierte Interaktionisten, und gerade sie bringt es auf den Punkt: Die jungen Nutzer haben viel technische, aber noch zuwenig soziale Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien. Also Oldies, ran an Webinars, und Youngsters, redet mal mit uns Gruftis über die Kehrseiten der Zwitscherei.

Und jetzt dreh ich ab und setz mich mit der Zeitung ins Kaffeehaus.

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